Hallo und schön, dass du da bist. Kinder die bis in die Puppen wach bleiben können Eltern den letzten Nerv rauben. Ich spreche da aus Erfahrung. Als meine Tochter ein Dreiviertel Jahr alt war, begann sich ihre Zubettgehzeit auf nach 23.00 Uhr einzupendeln. Das entsprach so gar nicht meinem Rhythmus und hat mich teilweise in den Wahnsinn getrieben. Deswegen möchte ich heute meine besten Tipps für das zeitige zu Bett Gehen mit dir teilen. Viel Spaß!
Kinder haben einen eigenen Rhythmus
Zunächst einmal ist es wichtig klarzustellen, dass jedes Kind seinen individuellen Schlafrhythmus hat. Die Bedürfnisse könnten bei Kindern wie auch bei Erwachsenen unterschiedlicher nicht sein. Generell sollte diesem natürlichen Schlafbedürfnis des Kindes so gut es eben geht entsprochen werden und bitte nicht mittels Schlafprogramm das Schlafen zu einer bestimmten Uhrzeit antrainiert werden. Auch der Babykörper weiß schon genau, wann er müde ist und Schlaf braucht.
Selbstbestimmtes Schlafen ist wichtig
Es ist unwahrscheinlich wichtig, die Kinder grundsätzlich selber die Erfahrung von müde und zu müde machen zu lassen, damit sie eigenständige, kompetente Entscheidungen treffen können, wann sich ihr Schlafbedürfnis meldet. Zu Bett zu gehen, bevor der Körper Müdigkeit zeigt, ist für den Organismus völliger Quatsch und dies wird ein Kind höchstens den Eltern zuliebe tun, wenn dies es von ihm verlangen und dabei verlernen auf seine eigene innere Uhr zu hören.
Abends ist ‚Elternzeit‘
Immer wieder höre ich davon, dass Kinder abends schlafen gehen sollten, weil abends die sogenannte ‚Erwachsenenzeit‘ ist, bei der Kinder mehr oder weniger unerwünscht sind. Eltern haben nach einem anstrengenden Tag ein völlig legitimes Bedürfnis nach Ruhe oder Autonomie. Den ganzen Tag haben sie für die Kinder und für den Job funktioniert und möchten jetzt in Ruhe abschalten. Dabei werden die Kinder als Störfaktor gesehen. Dabei sind sie es gar nicht immer.
Oft spricht überhaupt nichts dagegen, den Kindern das wach bleiben zu gewähren, während man selbst aber eben jene Elternzeit genießt und eben währenddessen nur mit Einschränkungen zur Verfügung steht. Das lässt sich insbesondere mit älteren Kindern sehr gut kommunizieren. Bei jüngeren Kindern kann eine räumliche Barriere helfen, die ihnen signalisiert: Mama oder Papa haben jetzt gewissermaßen Feierabend und ich darf noch alleine spielen bis ich müde bin. Wichtig ist, dass das Kind jederzeit wählen kann, mit einem Einschlafritual in den Schlaf begleitet zu werden.
Wenn die Eltern müde sind
Es gibt aber tatsächlich Situationen, in denen die Eltern aufgrund der Schlafenszeiten ihrer Kinder so an ihre Grenzen kommen, dass sie gewissermaßen die Notbremse ziehen müssen, um ein reibungsloses ‚Funktionieren‘ des Alltags gewährleisten zu können. Das trifft vor allem dann zu, wenn ihre eigene Schlafenszeit massiv von der ihrer Kinder abweicht und sie ihre eigenen Bedürfnisse ständig übergehen müssten, um die des Kindes zu wahren. Hier gilt es nach den bestmöglichen Lösungen für alle Beteiligten zu suchen. Sind die Kinder älter, kann es eine Möglichkeit sein, dass diese sich leise beschäftigen, während die Eltern sich schon ins Bett legen.
Bei jüngeren Kindern, die auf eine Einschlafbegleitung angewiesen sind, ist dies natürlich keine Option. Deswegen muss hier tatsächlich nach Wegen gesucht werden, das Kind früher ins Bett zu bringen. Es muss allerdings noch mal Unterschieden werden zwischen Kindern, die tatsächlich nicht müde sind und solchen, die zwar müde sind aber schon über den Punkt und einfach nicht in den Schlaf finden können:
5 Tipps für müde Kinder, die nicht einschlafen können:
- Bei dieser Konstellation lohnt es sich auf Ursachenforschung zu gehen. Ein Ostheopath kann helfen, Blockaden zu lösen, die den Übergang in den Schlaf verhindern.
- Eine solche Übergangsthematik kann auch mit der Geburt des Kindes zusammen hängen. War die Geburt für das Kind schwer, belastend oder gar traumatisch? Die damit verbundenen Ängste haben sich eingebrannt und hindern das Kind daran, sich dem Übergang hinzugeben. Eine Aufarbeitung der Geburt mit einer entsprechenden Therapeut*in oder Hebamme kann helfen, die Geburt zu verarbeiten und das Problem aufzulösen.
- Gezielter Sinkflug: Bei dieser Strategie wird das Schlafengehen oft schon Stunden vorher mittels eines gezielten Sinkfluges eingeleitet und von immer wiederkehrenden Ritualen begleitet, die dem Kind Halt geben. Das kann z.B. so aussehen: Heim kehren, Gemeinsames, ruhiges Spiel, z.B. mit Figuren oder Bauklötzen oder basteln bei leicht gedimmtem Licht, dann Abendessen, anschließend Baden / Füße massieren, Schlafanzug anziehen, Haare kämmen, Zähne putzen, Gute Nacht Geschichte lesen und dann das Einschlafritual.
- Tragen: Vielen Kindern hilft enger Körperkontakt. Die Baby*- oder Kleinkindtrage* ermöglicht warme Geborgenheit am Körper der Eltern. Zusammen mit der frische Luft bei einem Abendspaziergang können viele Kinder besser entspannen und in den Schlaf finden.
- Alternativ kann das Kind auch im Kinderwagen geschoben werden. Manche Kinder schlafen besonders gut im Auto ein. Das kann im Notfall auch eine Lösung für verzweifelte Eltern darstellen.
Wenn Kinder noch nicht müde sind
Am schwersten haben es definitiv jene Eltern, deren Kind tatsächlich erst viel später müde ist als sie selbst oder als ihre Aufstehzeit am nächsten Morgen vielleicht hergibt. Hier hilft es tatsächlich nur noch, dass Kind möglichst früher ins Bett zu bringen. Das Kind sollte dabei auf keinen Fall ins Bett gelegt werden bevor es müde ist sondern es sollte stattdessen versucht werden, dafür zu sorgen, dass das Kind früher müde ist.
Strategien für Nachtschwärmer-Kinder:
- Eine Möglichkeit ist sicherlich: Früher aufstehen. Stell den Wecker eine halbe Stunde oder Stunde eher und probiere 1-2 Wochen aus, was passiert. Bei manchen Kindern wirkt das Wunder und sie sind deutlich früher müde. Bei anderen Kindern führt dies zu keiner merklichen Veränderung und die Eltern sind froh, wenn das Kind nach seiner Nachtwache zumindest ausschläft.
- Morgens früh raus: Ein Trick der bei uns gut geholfen hat, aber manchmal schwer umzusetzen ist: In der Morgendämmerung rausgehen. Tatsächlich belegen sogar Studien, dass Kinder, die früh morgens schon draußen sind, abends früher müde sind.
- Für Genügend Auslastung sorgen: Achte im Laufe des Tages darauf, dass dein Kind genügend Eindrücke hat. Triff dich mit anderen Familien, Besuche eine Kindergruppe, mach einen Familienausflug, mache Musik mit dem Kind, usw. (Vorsicht: Gehört dein Kind jedoch zu denen, die müde sind, aber nicht runter kommen, ist die gegenteilige Strategie angesagt.)
- Mittagsschlaf weglassen: Wenn dein Kind Mittags noch schläft: Schaue, ob es diesen wirklich noch braucht. Oft glauben wir, unser Kind bräuchte diesen unbedingt, wenn dies längst nicht mehr der Fall ist.
- Genügend Bewegung an der Frischen Luft: Der wohl wichtigste Faktor für einen guten Schlaf ist ausreichend Bewegung. Geh mit deinem Kind raus und spiele wilde Spiele: Geht Klettern, auf den Spielplatz oder spielt fangen. Gerade im Sommer lohnt es sich nach dem Abendessen noch ein mal rauszugehen, um danach erschöpft einzuschlafen.